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„Das ist der Platz, an dem Gott mich haben will“

Pater Johannes-Baptist Christian Schmid o.praem.

Weil ein Großonkel von mir im Kloster lebt und wir in meiner Heimat Gutenzell direkt neben dem Schwesternhaus der Franziskanerinnen von Reute gewohnt haben, war „Kloster" für mich nie etwas Fremdes oder gar Sonderbares. Dass es allerdings ein Lebensentwurf für mich sein könnte, das habe ich lange Zeit nicht gedacht. Bis zu dem Tag, an dem ich nach Roggenburg kam.
 
Nach dem Abitur stand ich vor der Entscheidung, in welche Richtung mein beruflicher Weg weiterführen sollte. Da ich aus einem gut katholischen Elternhaus stamme und Religion und Glaube in meinem Leben stets eine große und wichtige Rolle gespielt haben, stellte ich mich der Frage, ob ein kirchlicher Beruf etwas für mich wäre. Je mehr ich dieser Frage nachgegangen bin und sie auch mit mir sehr wichtigen Menschen besprochen hatte, spürte ich, dass dies wohl mein Weg sei. Offen blieb allerdings zunächst das Ziel: Priester? Diakon? Pastoralreferent? Gemeindereferent? Ich wusste es nicht. Daher schaltete ich erst einmal ein Jahr Zivildienst vor diese Weichenstellung. In der Fachklinik für Neurologie in Dietenbronn konnte ich ein Jahr lang als Pflegehelfer prägende Erfahrungen sammeln, die mich in meiner Entscheidung, Theologie zu studieren, bestärkten.
 
Da ich auf dem Gymnasium die Alten Sprachen noch nicht gelernt hatte, meldete ich mich im Sommer 1997 im Ambrosianum in Ehingen/Donau an. Es folgte ein Jahr hartes Büffeln, das sich aber lohnte, denn am Ende hatte ich das Große Latinum und das Graecum in der Tasche und konnte mit dem Studium beginnen. Inzwischen wusste ich zwar, dass es ein Theologiestudium sein sollte, unklar war für mich aber immer noch die Lebensform und als was ich später in der Kirche arbeiten wollte. Daher entschloss ich mich für ein Doppelstudium der Theologie und Sozialpädagogik in Benediktbeuern. Ich bezog eine nette WG und begann mit dem Studieren. Zeitlich etwas davor kam ich durch Zufall – es war ein Ausflug mit einer guten Bekannten und einer Patientin aus der Zivi-Zeit – zum ersten Mal nach Roggenburg.
 
Wir besichtigten die wunderbare Klosterkirche und das Klostermuseum. Am Schriftenstand lag ein Prospekt aus, der das neubesiedelte Kloster beschrieb. Auf dem Konventbild waren lauter junge Gesichter: „Komisch! Ein Kloster; und alle sind jung!?" ging es mir durch den Kopf. Ich las weiter: „Seelsorge in Verbindung mit Gemeinschaft" – das wär´s doch eigentlich!!! Ein paar Tage später fragte ich in Roggenburg an, ob ich für eine Woche ins Kloster kommen könnte, um dort auf die Prüfungen lernen zu können. Das war im September 1998. Was ich dort während dieser Woche erlebt habe, kann ich nur so beschreiben: „Es hat gefunkt!" Ich merkte: „Das ist der Platz, an dem Gott mich haben will."
 
Die folgenden zwei Jahre hielt ich dann engen Kontakt zu den Prämonstratensern. Meine Entscheidung, in Roggenburg einzutreten, und damit später als Ordenspriester in die Seelsorge zu gehen, ließ ich in Ruhe reifen. Im Oktober 2000 begann mit der Einkleidung das Noviziat. Seither bin ich sehr dankbar und froh, dass Gott mich hierher an diesen Ort und in diese Gemeinschaft geführt hat.